Fragen zur Aujeszkyschen Kranheit
Nachdem in den letzten Monaten mehrere Hunde an Aujezkyscher Krankheit eingegangen sind, hat der Tierschutzbeauftragten des JGHV Prof. Dr. med. vet. Hans Wunderlich dem Nationalen Referenzlabor für Aujeszkysche Krankheit am Friedrich-Loeffler-Institut Fragen gestellt.
Aus den Hundehalter- besonders Jägerkreisen kommen immer mehr Informationen über Hunde, die an der Aujeszkyschen Krankheit (AK) erkrankt und verendet sind. Können Sie unseren Lesern sagen, wie viele Erkrankungsfälle bei Hunden in den letzten zehn Jahren seit 2000 angezeigt wurden?
Welcher diagnostische Nachweis für eine Anzeige der AK beim Hund ist erforderlich - oder reicht der klinische Verlauf?
Mit der Anzeige AK beim Hund wird auch nach der möglichen Infektionsquelle gefragt. Was sagt die Statistik dazu?
Mit der Anzeige AK beim Hund wird auch nach der möglichen Infektionsquelle gefragt. Was sagt die Statistik dazu?
Seit 2003 gilt Deutschland in der EU als anerkannt AK-frei. Wie korrespondiert das aber mit der offensichtlichen virulenten Anwesenheit des Erregers in den deutschen Bundesländern?
Unterscheiden sich die Erregertypen für Hausschweine von denen für Wildschweine? Wenn ja, wie?
Sind wechselseitig Wildschwein/Hausschwein ansteckungsfähig?
Welcher Erregertyp wurde bei an AK erkrankten Hunden gefunden?
In einigen Ländern wurde als gesund gestrecktes Schwarzwild auf das Vorkommen von AK untersucht. Wie hoch ist der Anteil der diagnostisch positiven Tiere insgesamt und in den Bundesländern?
Muss grundsätzlich damit gerechnet werden, dass jede als gesund gestreckte Sau als eine potenzielle Infektionsquelle für Hunde darstellt? Wie sieht es mit persistierenden Erregern aus - also Keimträger und Dauerausscheider?
Wie wird der Ansteckungsstoff für die AK von einer Sau auf den Hund übertragen? Bedarf es des direkten Kontaktes und wie intensiv muss er sein?
Kommen auch belebte oder unbelebte Zwischenträger in Frage?
Kommen auch andere Tierarten als Sauen als Infektionsquelle für Hunde in Frage?
Können sich andere Hunde an einem mit AK infizierten Hund anstecken?
Sind Ihnen Therapieansätze für AK-erkrankte Hunde bekannt? Führt der Kontakt mit dem Erreger unvermeidlich zum Ausbruch der Krankheit beim Hund?
Ist es möglich, AK bei einer lebenden Sau zu diagnostizieren? Wenn ja, wie und welche Untersuchungen werden dazu benötigt?
Welche diagnostischen Institute kommen dafür in Frage?
Immunprophylaxe - also aktive Impfung tausendfach bewährt - für Hunde wäre ein optimaler Weg. Gibt es einen geeigneten Impfstoff?
Wie schätzen Sie aus der Sicht des Nationalen Referenzzentrums für AK den Grad der Gefährdung für den zur Schwarzwildjagd eingesetzten Hund ein?
Welche Ratschläge können Sie Jagdhund führenden Jägern geben, um Übertragungen zu verhindern oder zu minimieren?
Persönliche Anmerkungen zu dem Interview mit Dr. Müller zur Aujeszkysche Krankheit - von Professor Hans Wunderlich
Mit den Antworten zu unseren Fragen sind authentische uns außerordentlich kompetente Aussagen zur aktuellen Situation der Aujeszkyschen Krankheit gemacht worden. Sie werden sicher zur Versachlichung des weiteren Geschehens beitragen. Bei Herrn Dr. Müller möchte ich mich ganz herzlich bedanken für das Verständnis der Lage der Jagdhund führenden Jäger und die komplikationslose, kollegiale Zusammenarbeit in der Sache.
Zu den praktischen Konsequenzen.
Grundsätzlich:
Die Reduzierung und Bestandskontrolle des Schwarzwildes mit jagdlichen Mitteln ist ohne Verwendung geeigneter, ausgebildeter und geprüfter Jagdgebrauchshunde nicht zu realisieren.
Eine Gefährdung der an den Sauen arbeitenden Hunde durch die Erreger der Aujeszkyschen Krankheit mit fatalem Ausgang ist prinzipiell möglich. Der Grad der Gefährdung ist relativ gering aber jede Infektion ist eine zu viel!
Die Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Tieren folgt den Regeln des epidemiologischen Prozesses mit den drei Säulen:
- Erreger vernichten
- Übertragung verhindern
- Empfänglichkeit der Wirte aufheben oder herabsetzen
Die Erregervernichtung folgt der Gewissheit: ohne spezifischen Erreger auch keine Aujeszkysche Krankheit. In unserem Falle bedeutet das die Ausrottung der gesamten Schwarzwildpopulation weltweit. Das wollen sicher nur sehr wenige, aber können kann es keiner! Die Übertragung verhindern von Sau auf Hund hat schon wesentlich größere Chancen. Die Übertragung erfolgt über einen direkten Kontakt zwischen Sau und Hund. Zur Minimierung dieses Kontaktes sind nachvollziehbare Ausführungen gemacht worden, die konsequent beachtet werden müssen. Die Empfänglichkeit der Wirte herabsetzen, ist die bewährteste und wirksamste Methode, Hunde in unserem Land vor den klassischen Hundeseuchen zu schützen. Hierzu zitiere ich Herrn Dr. Müller: "Selbst wenn es rein theoretisch möglich wäre, Hunde gegen AK zu immunisieren, habe ich Bedenken, dass diese Immunität tatsächlich auch belastbar ist. Das Problem bei den "Nicht-Reservoir-Wirten" ist leider, dass selbst bei guter Immunitätslage das Virus direkt ins Nervensystem geht und dort nicht mehr kontrollierbar ist."„ Wir müssen beim aktuellen Stand der Dinge akzeptieren, dass zeitnah kein wirksamer Impfstoff für Hunde zur Verfügung steht. Der Einsatz seiner Hunde zur Schwarzwildjagd ist eine ganz persönliche Entscheidung des Hundeführers! Er muss deshalb wissen, wie der Verseuchungsgrad in der Region ist, in der sein Hund arbeiten soll. Wir sollten deshalb ohne wenn und aber den Vorschlag des Nationalen Refernezlabors für Aujeszkysche Krankheit, ein bundesweites Monitoring auf AK bei Schwarzwild einzuführen, unterstützen und von den Bundesländern zwingend fordern. Die Ergebnisse müssen transparent gemacht werden.